Gaál: „Um sich greifende Befristung von Mietverträgen große Belastung“
Sonderaktion der Stadt Wien erleichtert Betroffenen den Zugang zu einer Gemeindewohnung – Anmeldung bis Ende November möglich
Immer mehr Wiener*innen geraten am privaten Mietsektor aufgrund von befristeten Mietverträgen unter Druck. Das zeigt eine von der Stadt Wien in Auftrag gegebene OGM-Studie (500 Interviews mit ausgewählten Mieter*innen in privaten Mietwohnungen).
Die Zahl der befristeten Mietverträge steigt nämlich rasant: Waren Verträge, die vor mehr als 20 Jahren mit privaten Vermietern abgeschlossen wurden, noch zu 93 Prozent unbefristet, sind es bei den in den letzten drei Jahren abgeschlossenen Verträgen nur noch 44 Prozent. Bei Neuvermietungen liegt der Anteil noch höher. Eine Auswertung der MieterHilfe der Stadt Wien hat ergeben, dass online inserierte private Mietwohnungen im Altbau zu 70-80 Prozent nur befristet vergeben werden.
Ein Drittel der Wiener*innen mit einem befristeten Mietvertrag weiß nicht, ob sie in ihrer Wohnung auch weiterhin bleiben dürfen. Rund 12 Prozent fürchten, dass sie nach Ablauf der Befristung wider Willen ausziehen müssen.
„Der hohe Anteil befristeter Mietverträge im privaten Mietsektor wird immer mehr zum Problem. Und bedeutet für viele Wienerinnen und Wiener eine enorme Belastung in ihrem Alltag. Es zeigt sich daher einmal mehr: Eine neue Bundesregierung muss die so dringend notwendige Reform des österreichischen Mietrechts endlich angehen. Ein Augenmerk bei einem neuen fairen System für Mieter*innen und Vermieter*innen muss dabei auf der Neuregelung der Befristungsmöglichkeiten liegen“, betont Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál und erklärt weiter: “Als soziale Hausverwaltung springt Wiener Wohnen da ein, wo der private Sektor Wohnraum nicht mehr nach fairen Bedingungen zur Verfügung stellt. Es ist daher sehr erfreulich, dass mit der aktuell laufenden Sonderaktion bereits hunderten Wienerinnen und Wienern dauerhaft geholfen werden konnte.“
Über 200 Wiener*innen haben bereits eine neue Wohnung gefunden
Seit Juli startete deshalb die Stadt Wien für Menschen mit auslaufenden privaten Mietverträgen eine Sonderaktion für einen erleichterten Zugang zu einer Gemeindewohnung. Die Aktion läuft noch bis Ende November und hat bereits jetzt vielen Betroffenen den Zugang zu einer neuen unbefristeten Gemeindewohnung ermöglicht und sie so vor einem drohenden Wohnungsverlust bewahrt.
Von den bislang 610 interessierten Wiener*innen haben bereits 219 einen unbefristeten Mietvertrag unterzeichnet bzw. stehen knapp vor der Vertragsunterzeichnung, ihnen wurde bereits eine neue Wohnung zugewiesen. Die restlichen Interessent*innen stehen noch im Auswahl- bzw. Besichtigungsprozess. Insgesamt öffnet die Stadt Wien im Rahmen dieser Aktion 1.000 Gemeindewohnungen mit 1 bis 3 Zimmern und unbefristeten Mietverträgen für Wienerinnen und Wiener, denen durch das Auslaufen ihrer befristeten Mietverträge der Verlust ihrer bisherigen Wohnung im privaten Mietsektor droht. Die Aktion läuft noch bis Ende November.
Wohnungsoffensive läuft noch bis Ende November – Anmeldungen weiterhin möglich
Das Angebot der Sonderaktion von Wiener Wohnen in Kooperation mit der Wohnberatung Wien richtet sich an alle Wiener*innen, die über einen befristeten Mietvertrag verfügen, der innerhalb der nächsten sechs Monate ausläuft und die eine 1- bis 3-Zimmerwohnung suchen. Im Rahmen der Aktion kommen auch Personen zum Zug, die normalerweise keinen Anspruch auf eine Gemeindewohnung haben, weil sie nicht alle Voraussetzungen für ein Wiener Wohn-Ticket mit „begründetem Wohnbedarf" erfüllen.
Einige Kriterien, analog zum Wiener Wohn-Ticket, müssen aber dennoch erfüllt werden: Ein Mindestalter von 18 Jahren, zwei Jahre durchgehender Hauptwohnsitz an einer Wiener Adresse, österreichische Staatsbürgerschaft oder gleichgestellt. Außerdem gelten die Einkommenshöchstgrenzen nach dem Wiener Wohnbauförderungs- und Wohnhaussanierungsgesetz (WWFSG). Interessierte können sich bei Fragen direkt an die Wohnberatung Wien wenden und sich auf der Website wohnberatung-wien.at vorab informieren.